Einen Hund für die späten Jahre - Senior/innen mit Hund
- Jessica Wiedler
- 5. Sept. 2022
- 5 Min. Lesezeit

Viele Senioren wünschen sich einen Hund. Das Gefühl, gebraucht zu werden, nicht alleine zu sein, die viele Bewegung an der frischen Luft – einen Hund zu halten bringt viele gesundheitliche und emotionale Vorteile.
Für die ältere Generation ist es aber nicht einfach, einen Vierbeiner zu bekommen. Viele Züchter / Tierheime vermitteln keine Hunde an Senioren.
Hunde sind auch im Alter eine Bereicherung. Selbst wer noch niemals zuvor einen Hund gehalten hat, kann damit im Seniorenalter beginnen. Ältere Menschen, die an Einsamkeit oder sozialer Isolation leiden, blühen mit einem Vierbeiner an der Seite schnell wieder auf.
Können alte Leute einem Hund überhaupt noch gerecht werden?
Meiner Meinung nach kann man die Altersgrenze, ab der man sich keinen Hund mehr anschaffen sollte, pauschal nicht festlegen.
Ja, auch ältere Menschen können einen Hund haben. Das ist gesund, gut für die Seele und auch zu begrüßen. Dennoch sollte man schauen, ob sich wirklich jeder Hund, jede Rasse, für jeden Senior eignet und ab wann man ganz bestimmt vernünftig sein muss.
Hund und Halter müssen zusammen passen und die Rahmenbedingungen müssen stimmen.
Es spricht nichts dagegen, einen alten, ruhigen Labrador an einen noch fitten Senior zu vermitteln, der noch täglich mit ihm Gassi gehen kann, ebenerdig wohnt, sodass der Hund keine Treppen steigen muss und einen Garten für Auslauf hat.
Für die Haltung eines Hundes im Alter spricht sehr viel. Das weiss jeder Hundeliebhaber. Gegenargumente sollte man aber nicht vom Tisch wischen. Ein gründliches Prüfen von Pro und Kontra ist man sich und dem Tier schuldig.
Einige Voraussetzungen sollten schon erfüllt werden:
Geistig noch auf der Höhe sein, körperlich so weit fit, dass tägliches rausgehen mehrmals möglich ist, und das vorhanden sein eines stabilen Plan B für kurzfristige Notfälle wie einen Krankenhausaufenthalt.
Vor dem Hunde Einzug, Freunde und Verwandte mit einzubeziehen und so gemeinsam Möglichkeiten der Hilfe zu schaffen.
Auch junge Leute sind gegen Unfälle und selbst gegen den Tod nicht gefeit, niemand weiss, was die Zukunft bringt. Von daher ist es vernünftig, wenn sich jeder Hundehalter einen Notfallplan zurechtlegt:
Schließlich sollen diese möglichst lange, glücklich und für den Hund artgerecht, mit ihrem Gefährten leben können, zudem beeinflussen sie unsere mentale und physische Gesundheit positiv. Kurzum: Hunde tun uns gut!
Das Leben mit einem Haustier kann Einschränkungen bedeuten:
Raus bei jedem Wetter: Hunde müssen laufen, benötigen frische Luft und ihre Schnüffelleien.
Hundekot nicht vergessen, die Aufnahme (bücken) ist Pflicht und einfach anständig.
Bei Freizeitaktivitäten wie Kino-, Theater- oder Museumsbesuchen ist die Mitnahme von Hunden meistens verboten sowie bei vielen Sportveranstaltungen.
Man muss erst abklären ob die Mitnahme des Vierbeiners gestattet ist.
Die Haltung muss mit dem persönlichen Umfeld abgeklärt werden. Dazu gehört bei Mietverhältnissen beispielsweise auch das Einverständnis des Wohnungseigentümers, der Verwaltung.
Ein Vierbeiner geht ins Geld: Futter, Tierarzt, Hundesteuer, Ausrüstung und Versicherung – das kostet. Ist man sich diesen Kosten bewusst, kann man das mit der Rente finanzieren?
Hunde machen uns Stress-resistent:
Wenn wir ein Tier streicheln, tut das unserer Seele gut: Dabei wird in unserem Körper das Wohlfühl- und Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet und gleichzeitig das Stresshormon Cortisol reduziert. Das beruhigt und nimmt das Gefühl von Gestresst-Sein.
So klappt es mit dem Hund im Alter:
Ein Hund bringt Leben und Abwechslung in den Alltag. Egal ob Senioren allein leben oder einen Partner haben: Ein Vierbeiner schenkt immer willkommene Unterhaltung, Wärme und Liebe.
Durch einen Hund bekommt das Leben wieder einen neuen Sinn.
Halter haben eine Aufgabe, kommen vor die Tür und lernen beim Gassigehen automatisch neue Leute kennen. Das hält körperlich und geistig fit.
Es ist schon lange bekannt, dass Menschen mit Haustieren im Alter viel weniger zu Herz-Kreislaufproblemen und anderen Krankheiten neigen als Menschen ohne Tier.
Wer schon deutlich über 70 Jahre alt ist, muss sich gut überlegen, ob der neue Hund im Haus unbedingt ein Welpe sein muss. Die meisten Hunderassen haben eine Lebenserwartung von 10 bis 14 Jahren. Einen Welpen zu erziehen kann anstrengend sein.
Gerade für Neulinge in der Hundehaltung sind ältere Tiere, deren Charakter schon ausgebildet ist, einfacher zu halten.
Für Senioren gibt es eine ganze Reihe toller Möglichkeiten, geeignete Hunde zu finden.
Übernahme eines älteren Tieres:
So manch ein Privathalter gibt ein älteres Tier ab, weil er sich selbst nicht mehr kümmern kann. In den Tierheimen sitzen in der Regel sehr viele Hunde, die ein neues Zuhause suchen. Tierheime geben meistens keine jungen Hunde an Senioren ab.
Dort finden sich aber auch Oldtimer, die sich über ein warmes Plätzchen mit Herz freuen würden.
Gerade ältere Tiere werden von den Tierschützern häufig als „Pflegeverträge“ abgegeben.
Der neue Halter fungiert dann offiziell als Pflegestelle und das Eigentum am Hund bleibt beim Tierschutzverein. Das hat für Senioren gleich mehrere Vorteile. Bei Pflegeverträgen zahlen die Tierschutzvereine die Kosten für den Tierarzt, die Hundesteuer und Versicherung des Tieres selbst weiter.
Kann der Hund nicht mehr weiter betreut werden, geht er zurück zum Tierschutz.
Dogsharing – Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt:
Viele berufstätige Menschen möchten sich gerne einen Hund halten. Tagsüber haben sie aber keine Zeit. Um dieses Problem zu lösen, suchen sie dann einen Dogsitter.
Parktisch sieht das so aus, dass der Hund während der Arbeitszeiten von Senioren betreut werden kann.
Nach Feierabend geht er dann zu seinem anderen Herrchen oder Frauchen.
Auch diese Variante der Hundehaltung bringt für Senioren tolle Vorteile: Tagsüber ist der Hund willkommene Unterhaltung und Abwechslung, abends haben sie wieder genug Zeit und Ruhe für eigene Interessen.
Dogsharing wird über Internetplattformen vermittelt oder betreuungswillige Senioren schalten eine Kleinanzeige in regionalen Anzeigenblättern.
Der eigene pflegeleichte Hund:
Es spricht aber auch nichts dagegen, sich einen eigenen Hund anzuschaffen. Als perfektes Haustier im Alter eignen sich kleine bis mittelgroße Rassen. Insbesondere die „Gesellschaftshunde“ haben ein mäßiges Bewegungsbedürfnis, ein ausgeglichenes Temperament und ein sonniges Wesen.
Dazu zählen viele kleinere Rassen. Charaktereigenschaften können überall nachgelesen werden.
... Ist man dann im Seniorenheim:
Menschen die selbst betreut werden müssen, sind nicht ausreichend in der Lage einen Hund rund um die Uhr zu betreuen. Viele betreute Wohnen haben einen
Tier-Besuchsdienst eingerichtet.
Dort kommen Hundehalter mit Ihren Hunden zu besuch, um den älteren Damen und Herren einen Streichel-Tag zu ermöglichen.
Abklärungen mit Heimbewohnern eragb: Nicht jeder mag Hunde.
„Von den Bewohnern hielten früher einige selbst Haustiere oder lebten auf Bauernhöfen in engem Kontakt zu Tieren“.
Gerade diesen Personen gebe der Kontakt zu den Vierbeinern sehr viel und könne positive Auswirkung auf Gesundheit und Psyche haben.
Der tierische Besuch bereite nicht nur Freude, sondern ist eine Unterstützung in der Erinnerungsarbeit. Gerade das Langzeitgedächtnis ist bei demenziell Erkrankten noch stark. Durch das Sehen, Fühlen und Riechen des Tieres kommen bei den Senioren Erinnerungen aus der Kindheit auf. So entstehen Anknüpfungspunkte für Gespräche.
Hunde werden gekrault und legen sich dann vor die Füße. Meistens kommen die Menschen dann ins erzählen. Nach ca. 15 Minuten zieht der Hund dann weiter, nicht ohne dem Versprechen wieder zu kommen.
Besuchshunde:
Nicht unbedingt zum Therapiehund ausgebildet, aber im ausgeglichenen Wesen, sollten die Hunde sein, die im Seniorenheim „arbeiten“.
Denn je nach Charakter des Vierbeiners bedeute so ein Besuch entweder Spaß und Auslastung, oder aber Stress.
Mit dem Hund ins Heim?
Manche Institutionen machen es heute möglich, mit seinem Hund zu leben.
Voraussetzung ist, dass man rundum selbst für sein Tier sorgen kann oder Verwandte oder Bekannte hat, die garantieren, für das Tier zu sorgen, sollte man unpässlich werden.
Buchtipp:
Sich im Alter einen Hund zuzulegen, will gut überlegt sein. Dafür plädiert auch Sachbuchautorin Manu Wirtz. In ihrem Taschenbuch mit dem Titel «60 plus Hund: Der geeignete Hund für die späten Jahre» setzt sie sich genau mit dieser Thematik auseinander
Die überschwängliche Freude, die Hunde verbreiten, färbt direkt auf uns ab.
Das ist kein kleines Geschenk.
Mary Oliver, Autorin
Comments