Da stehen die Haare zu Berge - Die Piloerrektion beim Hund
- Jessica Wiedler
- 30. Nov. 2022
- 3 Min. Lesezeit

Das Aufstellen der Rückenhaare ist erstmal etwas vollkommen Normal, es wird den verschiedenen Gefühlen zugeordnet.
Es ist wie bei uns die Gänsehaut, es passiert einfach.
Eine Reaktion des Nervensystems.
In der Fachsprache nennt man das Piloerrektion.
Eine Kontraktion eines Haarbalgmuskels.
Auch wir können das nicht steuern, auch wenn ich es unbedingt will, kann ich meine Haare am Arm nicht aufstellen.
Macht das der Hund mit Absicht?
Da es eine autonome Reaktion des Nervensystems ist und kein willentlicher Einfluss passiert, kann das dein Hund nicht steuern.
Der Hund kann es nicht erlernen und abrufen. Es passiert einfach.
Das gilt für Konfliktsignale und auch Stresssymptome beim Hund.
Das kann ganz viele verschiedene Ursachen haben:
Angst
Unsicherheit
Aggression
Überraschung
Stress….
Und wie kannst du deinem Hund in solchen Situationen helfen?
Der Hund ist gerade sehr aufgeregt.
Manchmal reicht es schon, aus der Situation raus nehmen und Hund aus einer größeren Entfernung schauen lassen, oder für den Hund beruhigende Übungen anwenden.
Grobe Faustregel, je mehr Haare aufgestellt werden, desto erregter der Hund.
Viele Hunde zeigen bei dem ersten Kontakt mit einem fremden Hund zunächst eine Bürste.
Da sie den Hund noch nicht gut genug kennen, entsteht eine leichte Unsicherheit.
Auch wenn der Hund freundlich wirkt und sich auch so verhält, kann er sich ja dennoch plötzlich anders verhalten. Erst wenn man den Hund mehrmals getroffen hat und dadurch einschätzbar wird, verschwindet auch die Bürste beim erneuten Wiedertreffen.
Die Piloerrektion
Es wurden noch nicht viele Daten zur Piloerrektion des Hundes gesammelt.
Die Ethologin Dr. Karen B. London hat aber aus ihrer jahrelangen Erfahrung mit vielen, verschiedenen Hunden beobachtet, dass es sicher drei verschiedene Muster der Piloerektion gibt, welche jeweils mit einem anderen Verhalten in Verbindung stehen, basierend auf dem jeweils unterschiedlichen, zugrundeliegenden Gefühlszustand des Hundes:
Muster 1: Dünne Linie von aufgestelltem Haar entlang des Rückens bis zum Rutenansatz;
ein hohes Level an Selbstbewusstsein, die Wahrscheinlichkeit dass der Hund eher in die Offensive gehen wird und aggressives Verhalten zeigt.
Muster 2: Breite Stellen (bis zu 20 cm breit) von aufgestelltem Fell entlang der Schultern, welches maximal ca. 10 cm entlang des Rückens verläuft. Erkennbar eher bei Hunden
die wenig selbstbewusst sind und oft etwas ängstlich sein können.
Muster 3: Piloerektion entlang der Schultern und im Bereich des Rutenansatzes, jedoch nicht entlang des Rückens. Dieses Muster tritt häufig bei Hunden auf, die sich in einem widersprüchlichem Gefühlszustand befinden und in einem Konflikt stehen.
Der ganze Zusammenhang: Körpersprache!
Je mehr du siehst, desto besser kannst du das Verhalten insgesamt einschätzen.
Um so besser kannst du die Reaktionen deines Hundes einordnen, vorhersehen und auch passend beeinflussen. Ein Merkmal alleine reicht dafür nicht!
Wo ist z.B. der Körperschwerpunkt
wohin gucken die Augen,
wie bewegt sich die Rute?
Die Körpersprache unserer Hunde lesen zu können ist eine der wichtigsten Fähigkeiten
im Zusammenleben mit dem Hund.
Anhand dessen, was wir an der Oberfläche sehen, sind Rückschlüsse auf den inneren Zustand des Hundes möglich und wir können einschätzen, wie es unserem Hund gerade geht:
Fühlt er sich wohl oder unwohl
Benötigt er Unterstützung, bei Begegnungen
Wie können wir den Umgang mit fremden Menschen begünstigen
Kennt er Artgenossen oder andere Tiere
Bedarf es Ruhe um eine andere Alltagssituation zu meistern
Um die Körpersprache unserer Hunde interpretieren zu können, müssen wir erst einmal lernen ganz objektiv zu beschreiben, was wir eigentlich sehen.
Das ist nicht einfach und erfordert viel Übung, oft lassen wir uns dazu hinreißen vorschnell zu urteilen, zu interpretieren und dem Hund ein Etikett aufzukleben.
Bei genauerem Hinsehen trifft das vielleicht gar nicht zu.
Die Körpersprache:
Welche Teile des Körpers können Sie betrachten?
Körperschwerpunkt
Ausrichtung des Körpers und einzelner Körperpartien (z.B. Kopf)
Körperspannung
Blickrichtung
Ohrenhaltung
Rutenhaltung
Pfotenhaltung
Mimik (Augen, Nasenrücken, Fang einschl. Tasthaare)
Fell
Grundregeln:
Nach Vorne / Oben:
Alles was Richtung vorwärts und oben geht, weist darauf hin, dass die nächste Bewegung des Hundes ebenso in diese Richtung gehen wird.
Nach Hinten / Unten:
Alles was Rückwärts und nach unten gerichtet wird, weist darauf hin, dass die nächste Bewegung des Hundes ebenso nach hinten/unten gehen wird
Je weniger Bewegung im Hundekörper ist, desto angespannter ist der Hund.
Jeder Hund ist ein Individuum. Gefühle werden unterschiedlich stark gezeigt bzw. es werden bestimmte Signale bevorzugt oder seltener benutzt.
Entsprechend ihres Wesens und ihres Temperamentes zeigen Hunde in ihrer Körpersprache eher zurückhaltendes oder offensives Verhalten.
Eben wegen dieser Unterschiedlichkeiten können diese Signale von den Haltern auch sehr verschieden gedeutet werden.
Hab ein Auge auf deinen Hund, beobachte den Rest des Ausdrucksverhalten, damit du seine Reaktion einschätzen kannst.
Es kann alles gut gehen, wenn dein Hund die Haare aufstellt, aber es kann auch schief gehen. In erster Linie solltest du es erkennen, um dann eine Entscheidung treffen zu können.
Das kannst du am besten, wenn du die Körpersprache von Hunden lesen lernst.
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