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Entspannter Spaziergang - Der Weg ist das Ziel


Der Mensch bepackt mit Dummy, Futter, mit normaler und Schleppleine und weiteren Utensilien: Alles für den Hund. Der Hund rast mit seinem Herrchen des Weges, und beide scheinen nur ein Tempo zu kennen – SCHNELL. Der Hund zieht an der Leine, vor lauter Nervosität und Spannung, Frauchen hat schon längst keinen Spass mehr.


Der Mensch beschleunigt seinen Schritt, um möglichst den Hund auszulasten.

Den Weg vorwärts gehen, damit sich der Hund endlich entspannen kann und wir die vorausliegenden Kilometer bewältigen können, das innerhalb nützlicher Zeit.


So oder so ähnlich beobachte ich täglich Menschen beim Spaziergang mit ihrem Hund.


Wenn das dem Mensch und Hund wirklich Spaß macht, dann super, dann ist das genau richtig.


Häufig wird so ein Programm allerdings nur deswegen aufgezogen, damit der Hund entspannen kann. Das wird zur schnell Last, denn „der Hund muss beschäftigt werden“.


Aus dem eigentlichen Plan gemütlich im Einklang mit dem Hund und der Natur vom Alltagsstress abzuschalten, wird dann irgendwie nur noch ein „to do“ mehr auf der unendlichen Liste.

Das hört sich dann so an: "ich muss! noch mit dem Hund raus."


Während es uns um Bewegung und ein Abschalten vom Alltag geht, wollen sich Hunde dagegen nicht einfach nur die Füße vertreten. Kein wildlebender Hund geht einfach mal spazieren.

Ihnen geht es um die Neuigkeiten im Territorium, um das Jagen oder um Sozialkontakte zu Artgenossen.


Diese unterschiedlichen Interessen von Mensch und Hund müssen aber nicht im Widerspruch stehen.


Laufe Langsam - lerne Trödeln

Gehst du sehr schnell und möchtest möglichst weite Strecken mit deinem Hund laufen, so nimmt er auf diesem weiteren Weg zwangsläufig deutlich mehr Reize wahr als bei einem langsamen Spaziergang. Wie beim Autofahren die Bäume an dir vorbeihuschen, so geht es deinem Hund mit all den Reizen um ihn herum. Sowohl Gerüche, als auch optische und taktile Reize strömen auf ihn ein. Alles geht so schnell, dass zwischendurch keine Zeit bleibt um die Reize auch zu verarbeiten.


Beim Trödeln hingegen hat der Hund ausreichend Zeit um sich mit jedem Grashalm einzeln zu beschäftigen. Die Anzahl der neuen Reize ist sehr viel geringer, als wenn in derselben Zeit in hohem Tempo gelaufen wird. Es ist gleichzeitig genügend Raum um die neuen Informationen direkt zu verarbeiten und im Hirn abzuspeichern. So ein Spaziergang ist quasi eine direkte mentale Trainingseinheit.

Wer glaubt, der Hund wäre nach so einem Spaziergang nicht müde, irrt gewaltig.

Die körperliche Beanspruchung ist zwar bei weitem nicht so hoch wie beim schnellen Tempo, allerdings sind alle Sinnesorgane und die Denkleistung beim Trödeln deutlich mehr gefordert.


In langsamem Tempo und mit bewusster Wahrnehmung auf seine Umgebung, beginnt der Hund automatisch auch seinen eigenen Körper bewusster wahrzunehmen. Der Puls verlangsamt sich, die Muskulatur lockert sich und Adrenalin kann besser abgebaut werden.

Wohingegen ein Hund nach schnellem, langem Spazieren, selten noch auf sich achtet und häufig über seine körperlichen Grenzen geht.

Das was wir eigentlich vermeiden wollen – ein Hund der unter Adrenalin steht – aber genau das fördern wir mit hektischen Spaziergängen.

Mehr Adrenalin, mehr Anspannung, mehr Hektik, mehr Reize und weniger Ruhe.


Und Du bekommst die Chance Deinen Hund kennenzulernen und ihn einschätze lernen, um im richtigen Moment zu agieren, gehst Du zu schnell, verlierst Du diese Augenblicke.


Mach mal Pause:

Setz Dich mal auf eine Bank, Baumstumpf oder ins Gras, lass den Hund neben Dir sitzen. Nimm bewusst deine Umgebung wahr, schau dir das Gras und die Bäume an, beobachte wie die Wolken vorbeiziehen. Entspann dich und genieße die Natur.

Für viele zappelige Hunde ist es zu Beginn schwer auszuhalten diese Zeiten solltest du dann sehr kurz halten und immer mal wiederholen.


Trödelspaziergang

Schlage ich einen Trödelspaziergang bei meinen Kunden vor, höre ich häufig:

- Mein Hund zieht immer, da ist trödeln nicht Möglich.

- Ich kann gar nicht so langsam Laufen.

- Meine Runde dauert so viel zu lange.

- Mein Hund rennt von alleine die ganze Zeit rum, der kennt gar keine Ruhe.

Genau der letzte Satz ist das Stichwort. Ruhe darf erlernt werden.

Wenn der Hund nie einen anderen Spaziergang kennengelernt hat, als mit voller Action durch die Landschaft zu pflügen, dann wird die Umstellung von jetzt auf gleich unmöglich.


Gerade deswegen ist es gut, auch eine zweite Möglichkeit zur Verfügung zu stellen als immer nur „Tür auf und volle Power an“.

Es kommt hier nicht darauf an wieviel Kilometer die Strecke hat, aber ich verspreche dir, Dein Hund wird dir nicht die Wohnung zerstören, nur weil er mal einen Tag keine 5 km gelaufen ist.


Mach dich frei von „der muss aber“ und dem Gedanken an eine bestimmte Strecke.

Gerade im Sommer sind die schönsten Zeiten, wenn wir uns in den Wald setzen, sie um mich herum die Gegend erkunden und wir anschließend gemütlich wieder nach Hause gehen können.

Im Herbst verstreue ich die Frühstücksration im Laub und lasse meine Hunde suchen.

Schnee im Winter langsam durchstapfen, für Mensch und Hund anstrengend.


Aller Anfang:

Zu Beginn ist es hilfreich ihr sucht euch eine Umgebung wo wenig los ist. Ständige neue Spielpartner oder starke Ablenkungen sind für den Anfang schlicht nicht händelbar, wenn die Ruhe im Vordergrund stehen soll. Ein weitläufiger Waldweg oder eine Wiese eignen sich prima um mit dem Trödeln anzufangen.

Du kannst deinen Hund Ableinen, sofern er nicht „Leine ab“ mit sofortigem losrennen verbindet. Sollte das noch so sein, dann führe ihn an einer langen Leine.

Das Ziel soll sein, dass ihr beide gemeinsam miteinander schlendert.

Jeder kann sich seinen Interessen zuwenden, aber ihr könnt euch auch gemeinsam spannende Dinge ansehen. Nimm den Hund und Gehe langsam, aber anfangs noch in einem Tempo in dem dein Hund gut mit entspannen kann.

Auch wenn dein Hund an der Leine zieht, wird er nach einiger Zeit im Trödeltempo besser auf dich achten.

Du kannst auch unvorhergesehene Wege einbauen und musst nicht immer strikt von A nach B laufen.


Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass es auch actionreiche Spaziergänge geben soll.

Was ich möchte ist, eine weitere Option aufzeigen, wie es gelingen kann den Hund zu entspannen.

Und aufzeigen warum die Action (als alleiniges Heilmittel und Dauerlösung) nicht vorteilhaft für einen echten ruhigen Hund ist.

Zu einem ausgeglichenen Hundeleben gehört sowohl Entspannung, als auch Anspannung.


Möchte ich allerdings einen sowieso schon unter Strom stehenden Hund etwas entspannter haben, so ist es nicht besonders logisch, das über noch mehr Erregung erreichen zu wollen.

Wenn dein Hund und du daran Spaß habt, dann los geht’s, wir sehen uns auf dem Weg.

 
 
 

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