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Grenzen setzen, aber Wie?

Aktualisiert: 9. Nov. 2022


Was sind eigentlich Grenzen für deinen Hund?

Wer Grenzen setzt, macht sich und auch dem Hund das Leben deutlich leichter. Wie Du deinem Hund Aufmerksamkeit schenken und dabei konsequent bleiben kannst, liest Du hier:


Bereits im normalen Alltag mit Deinem Hund gibt es ganz viele Grenzen.

Diese nimmst Du nicht unbedingt als Grenzen wahr, aber es sind welche. Grenzen sind überall dort, wo Dein Hund sich nicht so entscheiden kann, wie er es eigentlich gern tun würde.



Menschen kommunizieren hauptsächlich verbal, also mit Worten.

Hunde dagegen verständigen sich hauptsächlich nonverbal, also mit ihrer Körpersprache.


Raumverwaltung, wird von uns Menschen zum Hund und zwischen den den Hunden angewendet, um Grenzen zu setzen.


Räumliche Grenzen lernt Dein Hund schon allein durch geschlossene Türen, Zäune und natürlich auch seine Leine kennen. Eventuell kann er sich also nicht dort aufhalten, wo er es gern tun würde, weil ihn diese Grenze einfach davon abhält.

Du hast also eine Grenze gesetzt!


Manche Hunde fordern sich Raum ein, indem sie andere Hunde auf Abstand halten.

Andere wiederum verscheuchen Hunde aktiv aus ihrem persönlichen Raum bzw. aus ihrer Individualdistanz, wen diese ungefragt ihren Raum betreten haben.

Raum ist also eine wichtige Ressource unter Hunden.

Derjenige, der souverän seinen Raum verwaltet, ist in der Zweierkonstellation und aktuellen Situation der Überlegenere und gibt den Ton an.


Auch in weiteren Alltag bestimmst Du ganz viel für Deinen Hund, wenn er die Wahl hätte, würde er sich mit Sicherheit in einigen Situationen völlig anders entscheiden.

Natürlich muss das so sein! Du musst auf Deinen Hund aufpassen, ihn beschützen, andere schützen, Du hast die Verantwortung…

Dennoch sind es für Deinen Hund nun mal Grenzen.

Du bestimmst alles, was mit Spaziergängen zu tun hat.

Den Ort, die Dauer und somit auch die Möglichkeiten, die Dein Hund auf dem Spaziergang hat.

Gibt es Pausen, wie gut gehst Du auf die Bedürfnisse Deines Hundes ein, gibt es Beschäftigung… Deinem Hund bleibt nichts anderes übrig, als sich nach Dir zu richten. Du setzt Grenzen!

Du entscheidest mit welchen Artgenossen Dein Hund Kontakt haben darf, Du entscheidest, wann gespielt wird, mit welchen anderen Hunden gespielt wird und eventuell entscheidest Du auch manchmal zuungunsten Deines Hundes, weil er eigentlich überhaupt keinen Kontakt zu Artgenossen haben möchte und sich in solch einer Situation eventuell gar nicht wohlfühlt?

Du gibst auch hier die Regeln vor!

Du bestimmst welches Spielzeug dein Hund bekommt, wann damit gespielt wird, wie lange damit gespielt wird, was er damit machen darf.

Wenn Schluss ist, wird es weggepackt? Du setzt Grenzen!


Oft ist es so, dass die Hunde nicht eigenmächtig entscheiden können wo sich ihre Schlaf- und Liegeplätze befinden. Wenn dein Hund gern mit ins Bett möchte und du das erlaubst, dann ist das super für ihn.

Darf er aber nicht mit ins Bett, obwohl er das gern möchte, ist auch das eine Grenze!


In der Regel ist es so, dass Dein Hund nicht selbst entscheiden kann, welches Futter und vor allem wann er es zu fressen bekommt.


Alle diese Dinge sind schon Grenzen, die Du Deinem Hund setzt.

Diese Grenzen schränken Deinen Hund mehr oder weniger schon bei seinen eigenen Bedürfnissen ein.

Die bisher erwähnten Grenzen sind für uns Menschen in der Regel sehr leicht umsetzbar, sie gehören quasi mit zum Alltag, sie sind Gewohnheit und haben eigentlich noch nicht wirklich was mit dem Grenzen setzen zu tun, was die meisten Hundeführer sich darunter vorstellen.


Grenzen setzen bei unerwünschtem Verhalten:

Und da sieht die Welt plötzlich schon ganz anders aus!

Grenzen setzen wird in der Regel eher mit dem Abbruch oder dem Verbieten von unerwünschten Verhaltensweisen verbunden.

„Dem Hund muss mal gezeigt werden, dass er das nicht darf!“ Das heißt, der Mensch möchte dem Hund klarmachen, dass ein bestimmtes Verhalten einfach nicht erwünscht ist.

Wir Menschen möchten immer gern bei für uns unerwünschtem Verhalten Grenzen setzen.


  • Dein Hund drängelt dich unbewusst beim Spaziergang weg, zieht dich zu seiner Schnüffelstelle

  • Er springt ständig an dir hoch

  • Dein Hund sucht penetrant deine körperliche Nähe

  • Er verfolgt dich auf Schritt und Tritt in der Wohnung

  • All das sind Situationen, in denen DEIN HUND deinen Raum verwaltet.

Aus Sicht deines Hundes orientierst du dich dadurch an ihm und bist weit entfernt, die Führung zu übernehmen. Das führt besonders in Konfliktsituationen zu Problemen, da dein Hund der Ansicht ist, konfliktträchtige Situationen regeln zu müssen.


Dein Hund hat also bisher keine Grenzen kennen- und nie richtig gelernt, sich an DIR zu orientieren.


Was bedeutet Grenzen setzen für Deinen Hund:

Für Deinen Hund bedeuten diese Grenzen also oft: Nicht erfüllte Bedürfnisse.

Er kann nicht überall schnüffeln, kann keinen Kontakt zu Artgenossen haben, kann sich nicht so bewegen, wie er gern möchte oder er darf den Erzfeind nicht vertreiben, er kann der Wildspur nicht nachgehen…


Je mehr Du Deinen Hund in seinen Bedürfnissen einschränkst – ja, manches muss sein – desto mehr Frust entsteht in ihm.

Je mehr Grenzen – desto mehr Frust! Und Frust ist gar nicht gut!

Also ist die logische Folgerung: Grenzen ja – so viele wie nötig – so wenig wie möglich!


Grenzen und Regeln sollten also immer sehr individuell für jedes Mensch/Hund-Team und jeden Alltag festgelegt werden. Was bei dem einen Mensch/Hund-Team sehr wichtig ist, macht bei dem anderen Team eventuell gar keinen Sinn.

  • Ist es wirklich notwendig, dass Dein Hund vor der Tür warten muss?

  • Ist es wirklich notwendig, dass Dein Hund vor Dem vollen Napf warten muss?

  • Ist es wirklich notwendig, dass Dein Hund neben oder hinter Dir läuft?

Wie bereits erwähnt, werden Grenzen leider viel zu oft über Strafe gesetzt. Das ist aber überhaupt nicht nötig! Und vor allem ist Deinem Hund damit nicht geholfen.

Unerwünschtes Verhalten hat nichts mit Dominanz oder einer ungeklärten Rangordnung zu tun!

Wie setzt man Grenzen richtig?


Körpersprachlich:

Mit Raumverwaltung, das bedeutet dass DU entscheidest, bis wohin dein Hund sich in gewissen Situationen bewegen darf oder auch nicht.

Du sagst deinem Hund also nicht per Kommando was er tun soll,

sondern per Raumverwaltung was er lassen soll.

Dein Hund darf sich also selber ausprobieren und stößt dabei an die von dir gesetzten Grenzen.


Spanne jeden Muskel deines Körpers an und halte deinen Oberkörper aufrecht denn wer eine ernst gemeinte Ansage machen möchte, muss dies auch nach außen ausstrahlen.

Übe diese Körperposition zunächst für dich alleine vor dem Spiegel, denn dein Hund merkt sofort, ob du etwas spielst oder wirklich von Herzen meinst.

Berühre deinen Hund nicht mit der Hand, denn dabei kannst du keine aufrechte Körperposition beibehalten. Wenn überhaupt nutze sanft dein Bein, um deinen Hund zur Seite hin zu blocken.


Sei ganz bei Dir im jetzt, frei von Frust, Wut, Angst, Ungeduld oder anderen negativen Emotionen.


Hunde richten sich nicht nach negativen Emotionen und durchschauen uns sofort.

Du musst authentisch sein, und dies auch nach außen ausstrahlen.

Sobald die Körpersprache dem Hund verrät, dass sein Rudelführer es nicht ernst meint, kommt es schnell zu Machtkämpfen zwischen den beiden Parteien.

Klare Kommandos sorgen nicht nur für eine Hundeerziehung ohne Stress, sondern auch für einen glücklichen Hund.

Sobald die Grenzen eindeutig geklärt sind, ordnet sich der Hund gerne unter.


Wenn dein Hund dich anknurrt oder anderweitig negativ reagiert, lässt du bitte die Finger von dieser körpersprachlichen Art der Kommunikation.

Lass dich in diesem Fall von einem kompetenten Hundetrainer unterstützen und arbeite erstmal an der Beziehung zwischen dir und deinem Hund.


Kommandos haben im Umgang mit einem aufgeregten oder gefrusteten Hund den Nachteil, dass der Hund dabei in einer ständigen Erwartungshaltung und demnach dauerhaft unter Anspannung bleibt. Der Hund führt das Kommando sicher aus, aber die innere Anspannung löst sich dadurch nicht auf.

Er wartet entweder auf ein Futterstück, ein Lob oder auf die Auflösung vom Kommando. Wenn du per Raumverwaltung kommunizierst, so hat dein Hund NICHTS zu tun außer deine Grenze zu akzeptieren.

Er hat also keinerlei Erwartungshaltung, wodurch er innerlich entspannen und zur Ruhe kommen kann.


Positive Verstärkung:

Unerwünschtes Verhalten solltest du generell verhindern.

Jedes Mal, wenn dein Hund es zeigt, es sich für ihn lohnt, dann festigt sich dieses Verhalten und Du brauchst wesentlich länger, um am erwünschten Verhalten zu trainieren.


Management:

Aus dem Weg gehen, Situationen gar nicht erst passieren lassen.

Dein Hund rennt zu allen anderen Hunden hin – führe ihn mit einem gut sitzenden Brustgeschirr an einer Schleppleine.

Dein Hund bellt andere Hunde an – schaffe mehr Distanz oder gehe aus dem Weg.

Dein Hund springt Menschen an – führe ihn an der Leine auf Abstand.


Verhaltensunterbrecher:

Abbruchsignale, welche ohne Ablenkung trainiert wurden, auf die der Hund reagieren kann.

Unerwünschte Verhaltensweisen kannst Du im Notfall freundlich unterbrechen.

Dafür musst du deinen Hund nicht ängstigen oder anderweitig unangenehm auf ihn einwirken.

Wie gesagt: Verhaltensunterbrecher sind für den Notfall und nicht zum Dauereinsatz gedacht.


Verstärker erkennen:

Erkenne die Motivation, den Grund hinter dem unerwünschten Verhalten.

Dein Hund bellt regelmäßig den unheimlichen Postboten an, welcher sich dem Haus nähert. Wenn der Postbote die Briefe in den Briefkasten geschmissen hat, verschwindet er wieder. Für deinen Hund hat sich das Bellen gelohnt, er hat den Postboten vertrieben… Er wird das Verhalten häufiger zeigen!

Dein Hund zieht an der Leine gern zu anderen Hunden hin, weil er mal Hallo sagen möchte. Du lässt Dich hinterherziehen und Dein Hund kommt beim anderen Hund an und ist glücklich. Er wird das Verhalten häufiger zeigen!


In beiden Fällen hat das Verhalten Deines Hundes für ihn einen Grund, eine bestimmte Motivation steht dahinter. Wenn also sein Verhalten den gewünschten Zweck erfüllt hat, es sich für deinen Hund gelohnt hat, wird er das Verhalten häufiger zeigen.


Erwünschtes Verhalten trainieren

Du weißt welches Verhalten du möchtest?

Super!

Dann trainiere mit deinem Hund genau dieses erwünschte Verhalten langsam und freundlich.


Dein Hund springt Gäste zu Hause zum Begrüßen an, trainiere kleinschrittig dass er in diesen Situationen zum Beispiel sitzen bleiben kann.

Dein Hund brettert immer vor Dir durch die Tür, zeige ihm, dass es sich lohnt, erstmal vor der Tür ruhig zu warten.

Erwünschtes Verhalten trainieren – Alternativen schaffen!

  • Dein Hund wird das Verhalten lernen und gern und von sich aus zeigen

  • Du musst kein Verhalten mehr unterbrechen, du kannst es umlenken

  • Denke darüber nach, ob Dein Hund das überhaupt schon leisten kann

  • Du beugst Frust vor indem Du ihn unterstützt

  • Es tut Eurer Beziehung gut

  • es macht Spaß

  • Ihr könnt gemeinsam entspannter unterwegs sein

Achte auf seine Emotionen:

Wenn Dein Hund sehr aufregt ist, wegen etwas, kann er nicht einfach ein neues Verhalten lernen. Angst oder Aggression kannst Du am besten zuerst auf der emotionalen Ebene verändern. Das heisst, Du möchtest erreichen, dass sich Dein Hund beim Anblick des auslösenden Reizes gut fühlt anstatt ängstlich oder aggressiv zu reagieren.


Jedes Verhalten das nicht dem unerwünschten entspricht wird belohnt, Timing ist wichtig.

Gib Deinem Hund die Chance, etwas zu tun, wenn er jagen will, dann lass ihn etwas jagen was Du ihm gibst, wenn er warten soll, lass ihn schnüffeln, etc.


Training mit Belohnungen ist viel mehr als einfach ein Leckerchen zu geben.

Es geht um das Timing, um den Ort der Belohnung, um die Häufigkeit der Gabe, um die Vielseitigkeit und vieles mehr.

Wir können…

  • mit einem schlichten Guttie Informationen geben, Beschäftigung anbieten, und gleichzeitig ein neues Verhalten aufbauen.

  • ein Signal für ein bestimmtes Verhalten über Belohnungen aufbauen und nutzen.

  • ein „Stopp“-Signal aufbauen, ohne unseren Hund damit bestrafen zu wollen, und das sogar fair und gewaltfrei.

  • natürlich auch Management betreiben und dafür sorgen, dass das unerwünschte Verhalten gar nicht erst auftritt.

Vermutlich vergesse ich noch weitere Möglichkeiten. Es gibt so viele!


Chronischen Stress vermeiden:

Es sollte also darum gehen, Stress nicht zu einem chronischen Problem zu machen. Hin und wieder Stress zu haben ist nicht so ein Drama. Hunden wie Menschen tun Herausforderungen im Alltag gut. Sie sind es ja, über die wir unsere Grenzen erweitern lernen. Du darfst Deinen Hund also schon fördern und fordern. In Maßen. Angepasst an eure Situation, das Alter und den Gesundheitszustand des Hundes, an den Trainingsstand usw..

Aber andauernd eingeschränkt oder bestraft zu werden erzeugt ungesunden Stress. Ich bin mir sicher, dass der Stress dabei nicht nur auf Seiten des Hundes entsteht…es macht auch mit uns etwas, ständig den Fokus auf das unerwünschte Verhalten zu legen, und eingreifen zu müssen. Schimpfen & Co. macht keine gute Laune.

Darf Dein Hund Dir auch Grenzen setzen?


Wie zeigt Dir Dein Hund eventuell seine Grenzen:

  • Meideverhalten

  • Drohen

  • Knurren

  • Zwacken

Sei dankbar dafür, Dein Hund kommuniziert mit Dir!


Dein Hund sagt Dir Bescheid, wenn ihm etwas unangenehm ist? Eventuell mag er nicht in die Ohren geschaut bekommen, hat Angst vor seiner Bürste, fühlt sich bedroht, wenn Du körpersprachlich unangenehm auf ihn einwirkst oder ihn schimpfst…

Selbstverständlich darf auch Dein Hund Dir jederzeit seine Befindlichkeiten mitteilen. Was bleibt ihm übrig – er muss ja irgendwie mit Dir kommunizieren. Aber…


Checke die Ursache – warum zeigt er das Verhalten – und trainiere freundlich daran!






 
 
 

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