Hund alleine lassen - Trainingstipps
- Jessica Wiedler
- 23. Mai 2022
- 5 Min. Lesezeit

Wer kennt sie nicht, die Geschichten, dass der Hund die ganze Nachbarschaft verrückt macht, mit Gejaule und Gehäule, oder, dass Herchen zurückkommt und es aussieht als wäre ein Tornado durch das Heim gefegt.
Und es gibt aus die anderen Storys, welche mit oben gennanten Hunden vor Neid grün werden lassen, nämlich, dass der Hund sich zum schlafen legt, und wartet bis man zurück ist. Welch ein Glück.
Warum ist das so?
Hunde sind von Natur aus Rudeltiere. Daher wollen sie immer in der Nähe ihres Rudels, in diesem Fall also ihrer menschlichen Familie, bleiben. Die Angst vorm Alleinbleiben ist also ein natürlicher Instinkt des Hundes. Als Rudeltier wird der Hund immer versuchen, nah bei seinem Rudel zu bleiben, um sowohl Zugehörigkeit zu zeigen als auch Schutz zu bekommen.
Die Angst vor dem Alleinsein ist nicht bei jedem Hund gleich stark ausgebildet.
Und auch die Frage nach der Ursache der Angst, lässt sich nicht mal so beantworten.
Hunde sind eigene Persönlichkeiten und genau wie wir Menschen sind sie unterschiedlich geprägt und haben verschiedene Erfahrungen und Charakterzüge.
Dennoch lässt sich die Angst des Hundes, alleine zu bleiben, in der Regel auf eine der folgenden zwei Hauptursachen zurückführen: Trennungsangst und Kontrollverlust:
Kontrollverlust:
Bei Hunden welche alles kontrollieren und Beobachten, ist es hingegen eher die Sorge, dass Herrchen oder Frauchen ohne ihn nicht zurechtkommen.
Sie haben das Gefühl, beschützen und aufpassen zu müssen.
Ziehen Sie ohne ihn los, kann er dieser Aufgabe nicht nachkommen und empfindet darüber Sorge oder Ärger.
Leidet Ihr Hund unter diesem Kontrollverlust, empfiehlt es sich, an einer anderen Stelle anzusetzen. In diesem Fall muss Ihr Hund zunächst lernen, dass Sie in seinem Rudel das
Leittier sind und auch ganz gut ohne ihn zurechtkommen.
Haben Sie so einen Hund, ist häufig fachmännische Hilfe anzunehmen.
Professionelle Hundetrainer oder Hundepsychologen helfen die Ursachen des
Kontrollierens und dessen Verlust anzugehen.
Trennungsangst:
Hunde, die unter Trennungsangst leiden, haben tatsächlich Angst vor dem Alleinsein.
Sie fühlen sich hilflos und verlassen ohne Herrchen oder Frauchen.
Die Trennungsangst des Tieres entsteht ganz automatisch, sobald der Hundehalter das gemeinsame Wohnumfeld verlässt.
Führt diese Angst zu massivem Trennungsstress, so leidet auch das Verhältnis von Herrchen oder Frauchen zu ihrem Hund. Beim Hundesozialverhalten ist das Zusammengehörigkeitsgefühl besonders ausgeprägt. Darüber hinaus werden im Rudel meistens nur schwache oder kranke Tiere allein zurückgelassen.
Der Hund kann deshalb massiv gestresst sein, sobald sein Mensch die Wohnung verlässt. Verhalten Sie sich dabei als Hundehalter auch noch hektisch, so kann sich Ihr Verhalten durchaus negativ verstärkend auf Ihr Tier auswirken.
Trennungsstress,
Führt häufig dazu, dass viele Hunde beim Alleinsein an der Tür kratzen, Einrichtungsgestände kaputt machen, in der Wohnung markieren, ihr Geschäft machen oder beginnen zu jaulen bzw. zu bellen. Sie versuchen so auf sich aufmerksam zu machen und ihren „Unmut“ auszudrücken, um so auch wieder Anschluss zum Rudel zu finden.
Sind jedoch 2 Hunde alleine Zuhause, welche ein gutes Verhältnis zueinander haben, reagieren diese in der Regel ruhiger und gelassener.
Ein anderes Rudelmitglied bleibt bei ihnen, was eine beruhigende Wirkung hat.
Alleine lassen:
Ein exakten Zeitraum für das Alleinbleiben lässt sich nicht abschliessend bestimmen.
Ob man den Hund nun 4, 6 oder sogar 8 Stunden allein lassen kann, hängt sowohl vom Vierbeiner, der Haltungssituation und vom richtigen Training ab.
Grundsätzlich gilt: Erwachsene Hunde sollten möglichst nicht länger als 6 Stunden allein bleiben.
In der Regel sind vier Stunden bei den meisten Hunden als unkritisch zu bezeichnen.
Welpen bis 4 Monate sollte man allerdings nicht zu lange allein lassen.
In der ersten Stufe des Trainings lernen Junghunde kurz alleine zu bleiben.
Die Dauer des Alleinseins sollte stets in Stufen ausgearbeitet werden.
Hunde können generell nicht von Beginn an mehrere Stunden allein verbringen.
Die Trennungszeiten müssen daher langsam ausgeweitet werden. Um den Trennungsstress gering zu halten, hilft ein ausgiebiges Training.
Dieses gilt nicht nur für die Anzahl der Stunden, sondern auch für das Verhalten des Hundes, wenn er allein ist.
Das Wichtigste ist es dem Hund einen geschützten Ruheraum und Rückzugsort zu bieten.
Welpen sollten von Beginn daran gewöhnt werden. Ein gezieltes Angebot von Kauartikeln und anderen Beschäftigungsmöglichkeiten kann über kritische Phasen hinwegtrösten.
Generell gilt: Egal wie lange Sie Ihren Hund gern allein lassen würden – das Training sollte niemals ausgereizt werden.
Gerade auf junge oder sehr ängstliche Tiere gilt es Rücksicht zu nehmen. Hier sollte man sich langsam vorarbeiten, diesem Fall sollten Sie das Training erstmal reduzieren, da es sich um ein deutliches Stress-Anzeichen handelt.
Das Training sollte jedoch stets individuell an die Bedürfnisse des Hundes angepasst werden. Tasten Sie sich langsam dabei heran und reduzieren Sie die Phasen Ihrer Abwesenheit so weit wie möglich.
Wichtig: Strahlen Sie selbst nie Stress oder Angst beim Training aus. Beim Verlassen des Hauses sollten Sie als Hundehalter immer Entspannungssignale aussenden, die dem Vierbeiner vermitteln, dass alles im Lot ist und Sie garantiert wieder zu ihm zurückkommen werden.
Training:
Gewöhnen Sie ihn in kleinen Schritten an Ihre Abwesenheit.
Bevor Ihr Hund ganz allein in der Wohnung bleibt, sollte man zunächst üben, ihn allein in einem einzelnen Raum zu lassen.
So wird Ihr Vierbeiner langsam an eine Umgebung ohne Herrchen oder Frauchen gewöhnt und kann hinter der Zimmertür warten.
Da Hunde eine gute Nase haben, wissen sie meist, dass ihr Besitzer noch in der Nähe ist, was Trennungsangst reduziert und so das Alleinbleiben im Raum entspannter gestaltet.
Beginnen Sie möglichst früh damit, Ihren Welpen oder Hund allein zu lassen und üben Sie zunächst nur in Zeitabständen von wenigen Minuten. Beim ersten Training sollten Sie sich Jacke und Schuhe anziehen und die Wohnung lediglich für wenige Sekunden verlassen. Halten Sie die Trennungszeit so kurz wie möglich, aber lassen Sie die Tür einrasten. Anschließend kommen Sie ruhig wieder herein. Ihre Entspannungssignale zeigen dem Hund, dass Sie nicht vorhatten weg zu bleiben und reduzieren so die Angst. Ist die Trennungszeit so kurz, kann beim Vierbeiner zusätzlich kein Stressgefühl aufkommen. Ist er beispielswiese mit einem Kauartikel beschäftigt, wird er das Alleinsein vielleicht gar nicht bemerken.
Integrieren Sie kleine Übungen dieser Art zu Beginn hin und wieder in Ihren Alltag und arbeiten Sie sich in Zeitspannen weniger Minuten voran.
Um die Trennungszeit zu erleichtern, sollte vor dem Training eine Komfortzone für Ihren Hund eingerichtet werden. Die Komfortzone hilft dem Hund bei der Stressbewältigung und ermöglicht es nach erfolgreichem Training, den Hund länger als eine Stunde allein lassen zu können.
Hundehalter sollten auf diese Maßnahme daher ein besonderes Augenmerk legen.
Eine richtige Komfortzone wird von Ihrem Vierbeiner automatisch mit Entspannungssignalen verknüpft. Machen Sie alles richtig, wird Ihr Hund dort sogar gern allein bleiben. Wählen Sie ein ruhiges, gewohntes Umfeld mit positivem Bezug aus.
Gerade in der anfänglichen Übungsphase haben es Hunde oft besonders schwer, sich an das Alleinsein zu gewöhnen. Kaum geht man zur Tür hinaus, beginnt das lautstarke Mitteilen und kommt man wieder ins Haus hinein, endet es. Für Hundehalter und Tier keine einfache Situation, doch auch hier ist Ihr Verhalten entscheidend: Nehmen Sie das Jaulen zunächst in Kauf. Legt Ihr Vierbeiner dann eine kurze Pause ein – und wenn es nur zum erneuten Luft holen ist – kommen Sie ganz selbstverständlich zurück in den Raum.
Vergeben Sie daher auch keine Leckerlis, wenn Sie wieder zur Tür reinkommen. In diesem Fall kann es nämlich passieren, dass Ihr Hund denkt, er wird für das Bellen belohnt. Verhalten Sie sich ruhig, stressfrei und bestimmt. Funktioniert das Training, können Sie Ihren Hund irgendwann ohne Gejaule alleine lassen. Die gemeinsame Arbeit bis zu diesem Punkt bedarf allerdings vieler Stunden und sollte nie überstürzt werden.
Ob man nun ältere Hunde oder Junghunde allein lassen möchte – ein erfolgreiches Training kann prinzipiell immer funktionieren. Möchten Sie, dass der Hund ohne Stress allein bleiben kann, sollte dies immer ausführlich und sorgfältig trainiert werden.
Kann der Hund gar nicht mit Ihrer Abwesenheit umgehen, hilft die Arbeit mit einem Hundepsychologen bzw. Hundetrainer und das Schaffen einer Komfortzone.
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