Kann man dem Hund gerecht werden?
- Jessica Wiedler
- 28. März 2022
- 4 Min. Lesezeit

Wir Hundehalter machen ja immer wieder den Fehler, auf andere zu schauen, wie sich die mit dem Hund abgeben.
Wir lesen und hören von anderen Hundehaltern, wie viel Zeit man an der Leine verbringt, oder die verschiedenen Hundestunden die besucht werden.
Was wir da so alles erfahren, kann für Panik sorgen.
"Die Karrierefrau, die schon vor der Arbeit jeden Morgen mit dem Hund joggen geht, der Familienvater welcher sich Mantrailing ausgesucht hat, und über die Hausfrau mit drei Kindern, die nebenbei noch Agility mit zwei Hunden macht, wollen wir gar nicht sprechen."
Und nebenbei wird der Hund wird auch noch auf andere Art und Weise ausgelastet, das Spielen und Kuscheln ist auch noch ein Tagesbestandteil.
Da muss man doch als beschäftigter Mensch ein schlechtes Gewissen bekommen?
Aber ganz unter uns, ich schaff das auch nicht!
Ja, bei uns gibt es Tage, bei denen es nur die kurze Strecke um den Block ist, und das muss dann halt reichen.
Was soll man auch machen, wenn nicht mehr als zwei Stunden Gassigehen am Tag drin liegen oder man sich nicht gut genug fühlt, mit den Hund raus zu gehen.
Keine Angst, auch wenn nicht jeder Tag aus Action, Beschäftigung, Spaß und Kuscheln besteht, Du wirst Deinem Hund gerecht. Da bin ich mir sicher.
Manchmal passiert das Leben, und dann gibt es diese ein oder zwei Tage.
Dein Hund wird es überleben, und nicht gleich psychische Schäden durch mangelnde Auslastung davon getragen.
Aber wenn es zu einem Dauerzustand wird, oder solche Tage vermehrt eintreffen, dann solltest Du Dich Fragen, ob Du deinem Hund etwas bieten kannst, oder ob eine bessere Lösung gefunden werden sollte.
Futter aus dem Supermarkt? Bei Futter gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Futter aus Qualitätsproduktionen, NoName, oder besser gleich selbst hergestellt? Neben der Zeit, die wir für den Hund einplanen, ist auch das Futter, ein großes Thema.
Da wird es dann ungemütlich an Reaktionen, am liebsten diejenigen, die meinen, zu BARFEN (Frisch; roh; oder gekocht) das sei das einzig richtige.
Ich habe dann das Bild im Kopf, wie Besitzer mit Doggen oder Bernhardinern, welche dann täglich bis zu 2.5 Kilogramm vertilgen, täglich Stundenlang in der Küche stehen, schnippeln und Kochen.
(Ich möchte an dieser Stelle anmerken: Ich habe nichts gegen BARF'en!
Es wird von mir auch empfohlen, wenn die Situation gegeben ist, je nach Hund und Halter)
Und schon meldet sich unser Gewissen, nichts gesundes für den Vierbeiner zu tun, und es kommt die Überlegung, eine Ernährungsberaterin hinzuzuziehen, um dann alles richtig zu machen.
Zubehör, auch ein Thema unter Hundehalter. Ungefragt, werden noch weitere Ratschläge erteilt, zu Halsband, Geschirr und Leinen. Für jede Situation, für jeden Hund, für jeden Hundemensch gibt es genau das richtige. So braucht mancher Hund schon mal die eigene Kleiderboxe.
Und, obwohl das Tier am liebsten auf dem Sofa flätzt, zum Schlafen das neue Boxspringbett benutzt, was bei den meisten Menschen auch wieder zu negativen Äusserungen führt, sollte in jedem Raum ein Hundebett stehen, denn das Haustier soll ja bequem liegen können.
Zu Spielzeug könnte man jetzt auch noch eine Menge dazusagen, aber genug damit.
Lassen wir uns das von anderer Seite betrachten:
Was, wenn ich, das alles nicht bezahlen kann, nicht bieten kann?
soll ich dennoch einen Hund halten dürfen, oder kann ich überhaupt ein Haustier bekommen?
Und so höre ich Fragen wie: Darf ich meinen Hund behalten wenn ich:
nur eine kleine Wohnung habe?
kein Balkon oder Garten benutzen kann?
auch mal Essensreste vom Tisch anbiete?
ihn auch mal länger alleine lasse?
ihn nötige, einen Maulkorb zu tragen?
sie über Acker springen lasse?
beim Impfen das für und wieder abwäge?
sie Ferienhalber an eine Pension abgebe?
an Ausstellungen teilnehmen möchte?
sie in die Badewanne stecke?
ihn auch mal in den Zwinger schicke?
diesen nur an Schleppleine lassen kann / möchte?
es nicht zulasse, dass Fremde meine Hunde anfassen?
ihn manchmal in der Wohnung anbinde?
......
...und weitere solche Fragen, Gedanken und Aussagen bekomme ich bei meiner Tätigkeit zu hören.
Niemand ist Perfekt! Bevor jetzt ein großer Aufschrei entsteht, Du brauchst das alles nicht zu tun, zu beachten und zu kaufen, um Deinem Hund gerecht zu sein.
Was Dein Hund vor allem braucht, sind Dinge die sein Überleben sichern. Das sind
Nahrung, Wasser, Schlaf- und Ruhepausen, Kälte- oder Wärmeschutz und Auslastung und das Recht auf Körperliche Unversehrtheit, diese Dinge geben dem Hund Sicherheit, wenn dann noch Strukturen, kuscheln, Konsequenz und Klare Regeln hinzukommen, kann man fast sicher Sein, dass unser Haustier glücklich ist.
Natürlich ist es schön, wenn der Hund artgerecht gefüttert wird, und Du darauf schaust, woher das Futter kommt, aber wenn Du das Geld achten musst, kann es auch Dosenfutter sein.
Es gab immer schon Hunde, welche mit normalem Futter / vom Tisch gefüttert wurden, und auch diese sind 15 Jahre alt geworden.
Es ist keine Frage, dass wir das Beste für unsere Tiere wollen, aber es müssen nicht passende Leinen-Halsband-Sets sein.
Meine Lieblingsleine übrigens, besteht aus einem Kletterseil und Karabiner, ich kann so die länge bestimmen wie benötigt, und jederzeit ersetzen.
Diese Konstruktion hält auch dem schwersten Hund stand, sollte dieser lossprinten.
Bei gekauften Leinen leider nicht immer der Fall. Es geht es um Sicherheit!
Ein oder zwei Schlafplätze reichen durchaus in einer Wohnung.
Zum draufliegen reichen auch Materialien die man gerade zur Verfügung hat, Teppich, Matten, alte Matratzen, Kissen, Liegestühle etc. was der Hund gerne hat oder bevorzugt.
Bleib Locker, zu viele Gedanken darüber, hindert nur daran die Zeit mit dem Vierbeiner zu geniessen. Blende aus, was Du hörst und siehst, nimm mit was für Dich stimmt.
Die Hälfte des erzählten muss nicht zutreffen, und wenn doch, dann gibt es halt diese Menschen, die das alles können und schaffen, aber dazu taugt nicht jeder.
So lange der Hund gesund ist, genügend Auslauf und Beschäftigung hat, und nicht nur von Keksen ernährt wird, ist alles in Ordnung.
Du bist Deinem Hund gerecht – auch wenn nicht alles perfekt ist!
Jessica,
Ich gehöre nicht zu diesen Tausendsassa's, bin nicht perfekt, aber alles was ich mache, verrichte ich Aufrichtig und mit Herz.
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