Streitereien unter Hunden
- Jessica Wiedler
- 19. Okt. 2023
- 7 Min. Lesezeit
Es ist die wohl schlimmste Vorstellung für jeden Hundebesitzer.
Dein Hund gerät in eine Streiterei.

Wie kannst Du das von vornherein vermeiden?
Jeder Hund und Mensch tickt anders
Jedes Mensch-Hund-Team hat seine eigene Geschichte. Manche ähneln sich, manche sind grundverschieden. Meistens geht alles gut aus, doch oft genug kommt es auch zu einer Rauferei zwischen den Hunden. Und nicht selten zu einem heftigen Wortwechsel zwischen den Haltern! Jeder glaubt, im Recht zu sein.
Das wichtigste Element um Kämpfe zu vermeiden:
Körpersprache lesen lernen
Einen grossen Teil der Raufereien zwischen Hunden könnte verhindert werden, wenn die Besitzer die Tiere frühzeitig beobachten und die jeweilige Körpersprache verstehen.
Wie erkenne ich aber, ob eine Begegnung für meinen Hund gut ist?
Woher weiß ich, welcher Hund zum Spielkameraden wird?
Welcher Hund fordert zur Rauferei auf?
Indem ich mich mit der Körpersprache und Kommunikation von Hunden auseinandersetze. Unsere Hunde haben ihre eigene „Sprache“ und wir Menschen können durchaus lernen, ihre vielfältigen und schnellen Signale zu erkennen und richtig zu deuten.
Erst dann sind wir in der Lage, den entgegenkommenden Vierbeiner (und seinen Menschen!) einzuschätzen und unser Verhalten entsprechend anzupassen.
Laufen wir lieber einen Bogen?
Drehen wir sogar entspannt um?
Geben wir unseren Hund einfach frei?
Lassen wir ihn hinter uns sitzen und schirmen den anderen ab?
Verständigen wir uns erst mit dem anderen Herrchen oder Frauchen?
Sei immer aufmerksam und beobachte mögliche Gefahren, um dich rechtzeitig zu entfernen. Nimm deinen Hund an die Leine, insbesondere dann, wenn du weißt, dass er sich aggressiv verhalten könnte oder wenn Du nicht weisst wie der andere Hund reagiert, und bitte den dazugehörenden Halter das auch zu tun..
Wenn du deinen Hund laufen lässt, versichere dich erst, dass keine aggressiven Hunde in der Gegend sind, und dass du die herumlaufenden Hunde kennst.
Die regeln das schon vs. Der Tut nix
Viele schliessen vom eigenen Hund auf alle Hunde.
Doch das funktioniert nicht, denn unsere Hunde sind komplex kommunizierende Lebewesen, jeder mit seiner eigenen Persönlichkeit.
Ein lapidares „Der will nur spielen!“ oder "Der tut nix!" wird diesem sozialen Individuum
nicht gerecht. Es gibt viel mehr als eine Möglichkeit.
Das mag vielleicht auf Deinen Hund zutreffen, aber möchtest du das denn?
Willst Du wirklich mit den Folgen leben, die es haben kann, wenn die Hunde frei Entscheiden können? Sie bei jeder Begegnung sich selbst überlassen ohne Deine Einwirkung?
Wer so spricht, geht davon aus, dass hinter den Handlungen der Hunde keinerlei ernst zu nehmende Motivationen stehen und dass somit auch keine Konflikte entstehen können.
Man spricht dem Hund jegliche territoriale, ressourcenbezogene oder sexuelle Interessen ab und damit auch seine Bereitschaft, diese zu verteidigen.
So werden unsere Hunde völlig unterschätzt.
Für einen ängstlichen Hund bedeutet der Spaziergang demnach einen täglichen Ausflug ins Krisengebiet, ohne Rückhalt durch seinen Menschen, der Situation ausgeliefert.
Ein pubertierender Rüde bekommt den Freifahrschein, sich mit der Konkurrenz anzulegen, sich zu messen und unter Umständen den ganzen Park zu übernehmen.
Das sind jetzt zwar extreme Beispiele, davon was passieren kann. Aber man kann sich vorstellen, was in einem Hund vorgeht, wenn wir keine Massnahmen ergreifen, die Grenzen zu setzen. Was nicht heisst, dass man ihn erst gar nicht ab der Leine lassen soll.
Aber gerade ängstliche oder unsichere Hunde müssen lernen, dass es nicht ihre Aufgabe ist, sich um einen fremden Hund zu kümmern, das ist Deine Aufgabe.
Ein zuverlässiger Rückruf sollte selbstverständlich sein.
Manchmal habe ich so den Eindruck, dass „Der will nur spielen!“
vielleicht auch bedeuten könnte „Er wird kommt nicht, wenn ich rufe!“
Unsere Hunde sind keine Maschinen, und den hundertprozentigen Rückruf gibt es nicht.
Aber mit Training und einer guten Einschätzung der Hundesprache, wissen wir ziemlich genau, wann wir uns auf ihn verlassen können und wann wir ihn lieber an der Leine lassen
Bisse und Konflikte im voraus Vermeiden
Aufmerksam sein
Sei vorausschauend, nicht am Handy
Verständige Dich mit dem anderen Hundehalter
Bleibe entspannt, Atme tief durch
Zwinge deinen Hund niemals mit anderen zu interagieren oder zu spielen
Wenn ein Hund Angst hat, einen anderen Hund nicht mag, oder nicht interagieren möchte ,
macht er dies sichtbar deutlich:
Lippen lecken
Die weiße Augenhaut zeigen
Gähnen
Rute ist nach unten gerichtet oder befindet sich zwischen den Beinen (demonstriert Angst)
Wenn ein Hund wütend ist, ist das ganz offensichtlich in seiner Körpersprache zu erkennen:
Still stehen,
Starren oder Fokussieren
Steife oder nach oben aufgerichtete Rute
Lippen anheben und Zähne zeigen
Knurren
Wenn Du eines oder mehrere dieser Signale von Deinem eigenen Hund oder einem anderen Hund bemerkst, gehst Du am besten einen anderen Weg, um Konflikte zu vermeiden.
Immer wieder gesagt, wiederholt und nochmal zu erwähnen: Kommt ein angeleinter Hund entgegen, sollte der eigene Hund grundsätzlich an die Leine genommen bzw. sicher an der Seite geführt werden! |
Es spielt keine Rolle, warum der andere Halter keinen Kontakt für seinen Hund wünscht.
Überlassen wir es dem anderen Halter, die Gründe dafür zu kennen.
Vielleicht wurde dieser Hund operiert, ist Krank, eine läufige Hündin oder der Hund
mag einfach keine anderen Hunde.
Niemand sollte sich rechtfertigen müssen, wenn er mit dem angeleinten Hund vorbeigeht.
Dasselbe gilt auch für Hundehalter, die einen Bogen mit ihrem Hund laufen und der Begegnung offensichtlich ausweichen.
Wenn sich zwei Hunde gegenüber aggressiv verhalten mit Knurren oder Beißen oder du siehst dass es angespannt wird und kein Abwechslung in den Spielvarianten mehr gibt, ist es wichtig, die Hunde zu trennen und an die Leine zu nehmen.
Achte dabei auf deine Klarheit und Entschlossenheit, sei nie aggressiv oder laut,
dies würde den Konflikt wohl anheizen.
Stell dich zwischen die beiden Hunde (wenn das noch möglich ist)
Benutze dein Abbruch Signal
Gehe in Ruhe weiter und rufe deinen Vierbeiner
Bitte den anderen Hundebesitzer, seinen Hund zu sich zu rufen
Bleibe ruhig, Schreie nicht. Bitte auch Zuschauer, ruhig zu bleiben
Glücklicherweise kämpfen die meisten Hunde nicht aus heiterem Himmel.
Sie geben klare Warnsignale, bevor es zum Konflikt kommt. Es liegt an uns darauf zu achten, was passiert, wenn zwei Hunde aufeinandertreffen, entweder zum ersten Mal oder jedes Mal, wenn sie sich begegnen.
Im Falle eines Hundekampfs
Es ist passiert! Trotz aller Massnahmen, gerät dein Hund mit einem anderen Hund in Konflikt.
Dein schlimmster Albtraum...
In den meisten Fällen dient ein Hundestreit dazu, die Rangordnung zu klären.
Es kann aber auch sein, dass daraus ein ernster Kampf wird, bei dem die Tiere versuchen, einander zu verletzen.
Gefühle wie Nervosität, Unsicherheit oder Entsetzen spielen sich in solchen Momenten
bei allen Hundebesitzern ab. Jeder ist erstmal schockiert und entsetzt.
Die meisten Hundebesitzer reagieren panisch und hysterisch, wenn ihr Vierbeiner in eine Beisserei verwickelt ist. Das ist nachvollziehbar, immerhin nehmen in solchen Situationen
die Emotionen die Überhand. Doch leider ist lautstarkes Schreien oder planloses Einschreiten kontraproduktiv, denn dies kann die Aggressionen der Tiere verstärken.
Gegenseitige Vorwürfe bringen jetzt auch nicht viel.
Es heisst Ruhe bewahren. In der Ruhe bleiben.
Jedes Gefühl von Unsicherheit oder Angst kann den Streit verstärken.
Rufen und Schreien ist jetzt völlig nutzlos und wirkt eher noch anstachelnd.
Bei der Begegnung mit fremden Hunden vermittelt der Rudelführer Sicherheit,
und lebt somit auch keine Aggressionen vor.
Fast alle Aggressionshandlungen beruhen auf mangelndes Selbstvertrauen des Hundes. Raufer und Pöbler sind meist unsichere Kandidaten, die gelernt haben, mit möglichst viel Getöse Erfolg zu haben. |
Häufig werden Kämpfe von unsicheren Hunden begonnen, die dann plötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen. Ihr Imponier - Gebilde bricht schnell zusammen.
Selbstbewusste Hunde stecken erste Angriffe auf ihre Position mit einem hohen Maß an Souveränität weg und lassen sich nicht so schnell auf direkte Konfrontationen ein. Das liegt nicht am fehlenden Kampf- oder Wehrtrieb, sondern ist ein Zeichen für die absolute Sicherheit der Hundepersönlichkeit. |
Wenn die Hunde mit dem Streiten einfach nicht aufhören wollen, ist es wichtig,
Maßnahmen zu ergreifen -
Intervention kann das Leben eines Hundes retten. Dies kann jedoch sehr gefährlich sein.
Wie kann man eine Rauferei zwischen Hunden stoppen?
Ruhe bewahren!
Viele Bissunfälle mit Hunden entstehen „unabsichtlich“ beim Versuch, streitende Hunde zu trennen. Es ist ein häufig gemachter Fehler, in einer Rauferei mit der Hand dazwischen
zu gehen. Das bewirkt zumeist gar nichts, ausser dass man selber einen Biss abbekommt.
Es gibt kein wirkliches Patentrezept, wie man raufende Hunde voneinander trennt, doch
aus den Erfahrungen heraus lassen sich gewisse Verhaltensempfehlungen ableiten.
Keine Schmerzanwendung Abzuraten ist vor Schlagen und Treten der raufenden Hunde durch die jeweiligen Hundebesitzer. Ja, ich warne sogar nachdrücklich davor, da dies die Aggression der Hunde noch steigert. Die Hunde verspüren in einer intensiven Rangelei weniger Schmerz oder verknüpfen diesen mit dem Angriff des anderen Hundes, wodurch sich die Kampfbereitschaft unter Umständen noch erhöhen kann. |
Falsch ist es auf jeden Fall, wenn einer der Hundehalter versucht, seinen Hund am Halsband zu packen schon eine einfache Berührung am Hals kann den Hund in einer solchen Situation noch aggressiver machen. Wird er dann auch noch festgehalten, wird der fremde Hund dadurch zu einem Angriff regelrecht eingeladen und er nutzt jede sich bietende Chance.
Die Nachfolgenden von mir beschriebenen Methoden wie man streitende Hunde trennen kann sind nur eine Empfehlung und können nicht 100%ig vor Bissverletzungen schützen!
Die oberste Regel lautet: Größte Vorsicht beim Trennen von raufenden Hunden.
Bitte unterschätze nie die eigene Verletzungsgefahr.
Du bist als Mensch im Vorteil, da du in dieser Situation rational denken kannst, um die Tiere zu trennen.
Bleibe ruhig, die Hunde sind in Rage und reagieren jetzt im Adrenalin anders als du es gewohnt bist.
Du musst kalt bleiben, denn wenn die Tiere merken, dass du nervös bist, könnten sie auch dich angreifen
Du musst deine Emotionen kontrollieren, bevor du zwischen die Hunde springst
Frage andere Passanten um Hilfe
Versuche, die Hunde zu erschrecken oder abzulenken
Visualisiere vor dem Eingreifen die notwendigen Schritte
Im Notfall: Kämpfende Hunde auseinander bringen
Greife die Hinterbeine eines Hundes und ziehe den Hund langsam zu dir
Wenn es zu gefährlich ist, die Beine des Hundes zu greifen, kannst Du alternativ auch einen Mantel, Leine oder Gürtel verwenden, um den Hund an den Beinen zu heben. Sobald die Hunde ihr Gleichgewicht verlieren, kannst Du sie voneinander trennen, sie anleinen und an einen sicheren Ort bringen.
Hält einer der Hunde den anderen Hund mit seinen Zähnen fest? Packe den Kopf des beißenden Hundes, um zu verhindern, dass er am anderen Hund zerrt. Lege dem Hund einen Stock zwischen die Zähne, sodass er auf beiden Seiten des Mundes raus ragt. Auf diese Weise kannst Du das Maul des Hundes ganz einfach öffnen.
Hast du die Möglichkeit, Wasser auf die Hunde zu spritzen, dann tu es. Damit werden die Hunde abgelenkt und hören auf mit der Rauferei.
Dies ist eine sehr nützliche Methode. Wir empfehlen bei einem Spaziergang im Park oder anderen Orten, wo sich viele andere Hunde aufhalten, immer eine Flasche Wasser mitzunehmen, die im Notfall eingesetzt werden kann.
Suche eine Barriere, wie bereits erwähnt, solltest du nicht mit deinen Händen eingreifen, doch du kannst beispielsweise einen Stock, einen Karton oder einen anderen Gegenstand zwischen die Hunde legen, um sie zu trennen
Benutze eine Decke oder eine Jacke, etwas über die Hunde zu werfen bewirkt, dass sie die Orientierung verlieren und gibt dir die Chance, deinen Hund zu schnappen. Natürlich hat niemand eine Decke dabei, wenn er auf die Straße geht, doch du könntest einen kleinen Rucksack mit den wichtigsten Dingen für deine Spaziergänge vorbereiten und auch eine Decke einpacken.
Am Schwanz ziehen, Hunde hassen es, am Schwanz gezogen zu werden. Sie drehen sich um, wenn dies passierst, du kannst so den Hund ablenken, doch sei dabei vorsichtig, denn der Hund könnte nach dir schnappen!
Benutze deine Beine, wenn du festes Schuhwerk hast, kannst du einen der Hunde anrempeln, um ihn zu zwingen den Druck zu lockern. Keinesfalls solltest du die Hunde treten oder verletzen. Versuche, ihre Konzentration zu stören und sie abzulenken.
Und zu guter Letzt:
Nicht jeder Hund muss jeden anderen Hund mögen! Wenn wir aufeinander Rücksicht
nehmen, Aufmerksam flanieren und zudem mit einigem Hundewissen gerüstet sind, dann
ist auf unseren Spazierwegen genügend Platz für alle Mensch-Hund-Teams, egal ob sie
Kontakt zu anderen suchen oder eben nicht.
Ein Spaziergang kann mit einfachen Mitteln zu einem
Erlebnis werden und fördert die Mensch - Hund Beziehung
dann klappts auch mit dem fremden Hund
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