Wenn Hundeverhalten zum Problem wird
- Jessica Wiedler
- 22. Aug. 2023
- 13 Min. Lesezeit

Der Hund gilt als der beste Freund des Menschen.
Doch manchmal machen unsere vierbeinigen Begleiter Dinge, die uns eigenartig erscheinen, sie überraschen uns mit ihrem Verhalten, sorgen für Irritation oder bringen uns mit ihrer eigenwilligen Art zum Lachen.
Im Alltag mit unseren Hunden werden wir vor Herausforderungen gestellt, denn eigentlich hatten wir uns das anders vorgestellt.
Ein Hund sollte das Leben bereichern, und es sollte eine Freude sein Seite an Seite
durchs Leben zu gehen. Doch, sieht die Realität oft noch anders aus.
Mit den Kindern ist er nicht so entspannt, wie du es dir gewünscht hattest?
Hundebegegnungen werden zum Spießrutenlauf?
Er ist draußen so abgelenkt, dass Spazierengehen einfach nur stressig ist?
Er zieht an der Leine, wie ein irrer und scheint einfach nicht auf dich zu hören?
Wenn er einen Geruch aufnimmt, ist er von nichts mehr davon abzubringen?
Egal was es ist, jede einzelne Sache kann einem schonmal den Tag vermiesen, wenn man nicht aufpasst. Es wird schwieriger locker zu bleiben und der Lösungsfindung Raum zu geben.
Ich kenne das.
Ich kenne die Momente, in denen ich keine Idee mehr hatte, was ich jetzt noch machen soll.
Und ja: Ich kenne auch Situationen in denen ich dann ungeduldig und auch unfair werde.
Auch ich denke manchmal „hier läuft gar nichts gut“.
Wenn mein Tag schon anstrengend und nervig war, werde ich selber angespannt und werde ungeduldig. Und – Überraschung – das sorgt dafür, dass noch mehr von dem Verhalten kommt, was ich nicht haben will, weil ich es meinen Hunden nur noch schwerer mache.
Also: Du bist nicht allein. Jeder kennt solche Momente. Und wir wissen alle, dass unsere eigene Anspannung die Situation nicht besser macht, sondern schlimmer.
Damit du bei deinem Hund den Fokus ändern kannst und verstehst warum dein Hund so handelt, darum geht es in diesem Artikel.

Problemverhalten oder ganz normale Verhaltensweisen?
In einer Welt, die primär für den Menschen gemacht ist, verliert man leicht den Blick dafür, was Hunde eigentlich den ganzen Tag alles leisten.
Viele ganz normale hündische Verhaltensweisen passen nicht in unsere menschliche Welt.
Bellen, rennen, knurren, beschützen, jagen, schütteln, haaren, sabbern u.v.m.
Dabei muss ein Hund erst lernen, sich in der Menschenwelt zurechtzufinden.
Und das ist unser Job. Dem Hund beizubringen, ruhig im Restaurant zu liegen,
ordentlich an der Leine zu gehen und entspannt Auto zu fahren.
Fehler oder Versäumnisse in der Hundeerziehung werden gerne mal zu Problemverhalten des Hundes umdeklariert. Das ist ungerecht. Denn ein Hund kann nur so "gut funktionieren" wie wir es ihm beigebracht haben.
Nicht alles, was uns Menschen nicht in den Kram passt, ist problematisches Hundeverhalten.
Was sind denn Problemverhalten die in der Menschlichen Umwelt zum Problem werden?
Die Grenzen sind fliessend, die Gründe vielfältig und je nach Mensch - Hund Team unterschiedlich.
Jeder Hund bringt allerlei an genetischer Disposition und (Lern-)Erfahrungen mit.
Auch die Erfahrungen im Welpenalter spielen hier eine grosse Rolle.
Gelerntes, Traumata oder unbewusst verstärktes Verhalten durch den Besitzer muss berücksichtigt werden.
Wie bei uns Menschen ist auch jeder Hund ein Individuum.
Einige Hunde finden Kinder spannend, andere reagieren eher reserviert.
Manche Hunde mögen ihresgleichen, andere gehen Artgenossen lieber aus dem Weg.
Das sind individuelle Eigenschaften und Bedürfnisse, die von Hund zu Hund variieren.
Was unterscheidet Problemverhalten von Verhaltensstörungen?
Grob erklärt:
Problemverhalten ist eine Lösungsstrategie die sich der Hunde zurechtgelegt hat weil er in gewissen Situationen im Stress war und dementsprechend reagiert. das einzige Problem an solchen Verhalten ist, dass es nicht in unsere Gesellschaft passt und das es einen massiven Negativstress bedeutet, wenn der Hund immer und immer wieder in diese Situation hineingeraten wird.
Eine Summe dessen und unbehandelt kann aber auch in einer Verhaltensstörung enden.
Verhaltensstörungen sind Verhaltensmuster die viele Laien oft belächeln da sie eigentlich niemandem Schaden zufügen (ausser dem eigenen Hund). Zu oft gibt es Videos von Hunden die über Minuten hinweg die eigene Rute jagen oder die ihre Hinterhand attackieren als wären die Läufe ein fremder Hund. Hier reden wir von Stereotypischen Verhaltensweisen oder abnormal Verhaltensweisen. Verhaltensweisen die sich oft wiederholen und weder Ziel noch Funktion haben. Diese Verhaltensmuster haben alle einen zwanghaften Charakter.
Unerwünschtes Verhalten oder schon ein Problem
Unerwünschte Verhalten bei Hunden sind normale Hündische Verhalten.
Allerdings weicht dieses Verhalten von dem ab, was Halter von ihrem Hund
erwarten oder wünschen.
Typische unerwünschte Verhalten sind:
jagen von anderen Tieren oder anspringen von Menschen, Kotfressen, Betteln etc.
Es sind die mildesten Formen von Hundeverhalten und lassen sich mit Konsequenz
und Training meistens gut in den Griff bekommen.
Problemverhalten sind auffällige Verhaltensweisen, die generell störend sind und Wirkungen auf die Menschen und Tiere in seiner Umgebung haben können.
Sie schränken den Hund und seine Halter ein.
Typische Problemverhaltensweisen:
Ängstlichkeit, Unruhe, Unsauberkeit (durch Stress oder Krankheit), Fresssucht u.v.m.
Verhaltensstörungen weichen von normalem Verhalten ab und werden als krankhaft eingestuft. Das bedeutet, dass andere Hunde in derselben Situation ein anderes, natürliches Verhalten zeigen würden.
Treten Verhaltensstörungen auf, gibt es in der Regel keinen Auslöser, der festgelegt werden könnte. Eine Verhaltensstörung gefährdet die psychische und ggfs. die physische Gesundheit des Hundes. Verhaltensstörungen bei Hunden beeinträchtigen die Mensch-Hund-Interaktion und oft auch den Sozialkontakt zu anderen Hunden.
Typische Verhaltensstörungen:
Stundenlang grundlos im Kreis laufen oder sich selbst Wunden zufügen...
Allerdings sind die Übergänge fließend: Lediglich auffälliges Verhalten muss nicht gleich eine Verhaltensstörung beim Hund sein. Und manches unerwünschte Verhalten ist einfach eine Unart. Diese kann recht schnell entstehen, weil Hunde als soziale Tiere zügig über Belohnung lernen.
Grundsätzlich sollte man eine Verhaltensstörung beim Hund verstehen als Überforderung der Anpassungsfähigkeit. Er ist nicht in der Lage, sich an die bestehenden Verhältnisse um ihn herum anzupassen.

Wichtig zu wissen: Hunde verhalten sich reizgebunden
Jede Verhaltensweise, die ein Hund an den Tag legt, ist eine Folge der inneren und äußeren Reize, denen das Tier ausgesetzt ist.
Wenn Hunde Verhaltensweisen zeigen, die uns ängstigen oder gefährlich sind, haben die Tiere nicht die Absicht, sich zu rächen oder uns zu bedrängen. Sie verhalten sich so, weil sie nicht anders können.
Dies gilt auch für positive Verhalten. Prinzipiell geht es Hunden darum, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken und Schäden zu vermeiden.
Wird einer der beiden Ziele gefährdet, reagieren sie darauf auf ihre eigene Weise.
Wenn Stress beim Hund zu Kurzschlusshandlungen führt
Stress beim Hund ist wie beim Menschen eine hormonelle Reaktion.
Der Hund wird dabei in höchste Leistungsbereitschaft versetzt.
Dies ist ein Schutzsystem für den Hund, denn unter dem hormonellen Überschuss wird er schneller, stärker und reaktiver. Und genau hier ist ein Teil des Problems:
wird der Hund von den Hormonen eingenommen, läuft das Verhalten buchstäblich vollautomatisch ab.
Denken fällt komplett weg und so kommt es zu Handlungen im Affekt.
Wenn Hunde absolut untrainiert sind und keine gefestigte positive Lösungsstrategie abrufen können, wird das Auftreten von sogenannten Übersprungshandlungen noch wahrscheinlicher.
Stress abbauen und regelmäßig für Regeneration sorgen
Dieses Schlafbedürfnis wird allerdings nicht immer bedient, viele Hunde bekommen viel zu wenig Schlaf. Die Folge ist verminderte Konzentrationsfähigkeit und damit einhergehend eine verminderte Lernfähigkeit.
Entspannte, ausgeschlafene Hunde sind stressresistenter, konzentrations- und lernfähiger.
Wer seinem Vierbeiner problematisches Verhalten abgewöhnen will, sollte deshalb zuerst für optimale Voraussetzungen sorgen und das individuelle Ruhebedürfnis seines Hundes erfüllen.
Ich wiederhole mich tagtäglich wenn es um das Thema Ruhe geht.
Junge Hunde mind. 20h am Tag (besser wären 22h) gesunde adulte Hunde 16-18h am Tag, alte und kranke Hunde ebenfalls 20-22h am Tag. Ruhe heisst schlafen.

Abstellen! – Was tun, wenn Hundeverhalten stört
Es ist der Klassiker in der Hundeerziehung.
Aus der Sicht der Gesellschaft und des Hundehalters sind eine lange Liste
von hündischen Verhaltensweisen unerwünscht:
Dabei handelt es sich jedoch meist um natürliche Verhaltensweisen, die auf hündischen Bedürfnissen basieren.
Oft wird versucht mit einer autoritären Gangart Befehle zu erteilen, weil das nette Bitten nichts genutzt hat.
Auf ein unerwünschtes Verhalten erfolgt ein strenges, lautes «Nein» oder «Pfui»,
Auf dem Spaziergang wird der Hund von allen Köstlichkeiten am Boden weggerissen.
Man bleibt immer wieder stehen, wenn der Hund zieht
Geleitet ihn zur Boxe, damit er nicht bettelt
etc. etc.
Das funktioniert manchmal zu Beginn sogar.
Der Hund erschrickt, bricht sein Vorhaben ab, aber längerfristig hält das nicht.
Er versucht es dann andernorts oder in einer anderen Situation erneut.
Anschliessend Tipps und Videos aus dem Internet, man kauft sich allerlei Bücher, die dem Halter in der Situation auch nicht helfen, und wenn dann alles nichts mehr hilft, geht man zum Hundetrainer.
Und dort stellt er dann die Frage: Wie kann man das abstellen? Und wie lange dauert das?
Hilfe holen sich viele Hundehalter leider erst, wenn der Leidensdruck schon sehr hoch ist.
Doch ein guter Trainer stellen andere Fragen zu einem Verhalten:
Was bedeutet das Verhalten?
Wozu dient es dem Hund?
In welchen Situationen zeigt er es und wann nicht?
Wie ist es entstanden es, wo liegen die Ursachen?
Wo steht der Hundehalter im Mensch Hunde - Team?
Diesen und vielen weiteren Fragen geht die Trainerperson seriös nach und analysiert die Antworten, auch wenn der Halter eine schnelle Lösung möchte. Die gibt es meistens nicht.
Regelmäßiges Training mit dem Hund stärkt nicht nur die Bindung zwischen Besitzer und Vierbeiner. Es verankert einen guten Grundgehorsam, lässt auch stressige Situationen besser vorüberziehen und lässt sich zudem ausbauen, wenn sich irgendwo Probleme abzeichnen.
Schlecht durchgeführtes Hundetraining schadet aber mehr als es nutzt.
Hundeverhalten: Körpersprache verstehen
Kommunikation zwischen Hund und Mensch hat eine jahrtausendealte Tradition. Und das, obwohl wir dies in unterschiedlicher Weise tun: Während wir Zweibeiner uns vornehmlich gesprochener Worte bedienen, um unsere Wünsche und Nöte mitzuteilen, nutzen Vierbeiner hierfür hauptsächlich ihre Körpersprache.
Das Hundeverhalten ist intensiv durch die Körpersprache geprägt.
Will der Hund mit anderen Hunden oder mit dem Menschen kommunizieren,
sendet er über seinen Körper entsprechende Signale aus.
Lerne diese Zeichen, seine Sprache zu lesen, um Deinen Hund besser zu verstehen.
Hast Du das schon mal erlebt?
Beim Gassigehen hast du es eilig, weil du arbeitest oder noch etwas erledigen musst.
Von deinem Hund wünschst du dir in dem Moment, dass er einen Gang schneller läuft.
Anstatt sich zu beeilen scheint er sich aber extra viel Zeit zu lassen, als würde er dich mit seinem Verhalten ärgern und zeigen wollen, wer hier das Tempo vorgibt.
Die Verlangsamung von Bewegungen hat allerdings nichts mit Dominanzspielchen zu tun, sondern ist ein ganz natürliches Beschwichtigungssignal beim Hund.
Dank seiner sensiblen Sinne merkt er, wenn du gestresst bist und möchte dich mit langsamen Bewegungen beruhigen.
Ein Hund wendet sich von uns ab.
Was unter uns Menschen als unhöflich gilt, ist unter Hunden sehr sozial und ein wichtiges Beschwichtigungssignal, vom Gegenüber abwenden, ihm den Rücken zeigen und direkten Augenkontakt vermeiden.
Dieses Verhalten kannst du vor allem dann beobachten, wenn Menschen oder andere Hunde deinem Hund körperlich zu nahekommen und er sich in der Situation eingeengt fühlt.
Um die Situation zu entschärfen, wendet er sich ab.
Achte darauf, dass dein Hund immer seinen eigenen Freiraum behält.
Emotionen erkennen: Haben Hunde Gefühle?
Fest steht: Hunde haben Gefühle und diese zeigen sie auch.
Emotionen sind bei allen Säugetieren vorhanden und finden sich damit natürlich auch bei Hunden und Katzen.
Ohne eine emotionale Reaktion könnten diese Tiere nicht dazulernen, keine festen Bindungen eingehen, das Leben nicht genießen und würden nicht überleben.
Daher ist es besonders wichtig, dass du die Emotionen deines Hundes kennst.
Das wird dir auch dabei helfen, die Bindung zu deinem Hund weiter zu vertiefen.
Im Optimalfall ist dein Hund glücklich und zufrieden.
Gibt es Schwierigkeiten zwischen Mensch und Hund, muss man deshalb sehr genau hinsehen, worin genau das Problem besteht, was die Ursachen sind und welche Maßnahmen man unter Berücksichtigung individueller Bedürfnisse von Mensch und Hund ergreifen kann, um die Situation zu verbessern.
Häufig liegen die Probleme nämlich ganz woanders, als zunächst vermutet.
Hunde sind komplexe Lebewesen.
Sie lesen und begreifen zu lernen ist deshalb oberstes Gebot für jeden Hundebesitzer.
Bieten Sie Ihrem Liebling einen verlässlichen Rahmen mit einem Tagesrhythmus, der zu Ihnen beiden passt. Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und geistige Auslastung gehören dazu. Ebenso Ruhephasen und klare Regeln.
Es ist es wichtig den Hunden einen Rückzugsort im Haus oder in der Wohnung zu bieten. Klare und Strukturierte Tagesabläufe müssen zwingen gewährleistet sein.
Gerade für Familien mit Kindern wo mehr Tohuwabohu herrscht als bei Einzelpersonen.
Daher sollte man sich wirklich sehr gut mit der Rassewahl auseinandersetzen bevor man sich einen Hund ins Haus holt.
Was aber auch noch Grund für Verhaltensstörungen sein kann ist das fehlende Management in Situationen die für den Hund stressbelastend bis hin zu lebensbedrohend sind.
Rassen die hochsensibel sind neigen dazu emotionaler auf gewisse Reize zu reagieren.
Da können wir nichts dafür, schliesslich wurden sie so gezüchtet.
Jedoch liegt es an uns Hundehalter das Management zu übernehmen.
Rassebedingte Eigenschaften
Die Gene sind nicht irrelevant.
Auch rassespezifischen Anlagen müssen bei Problemverhalten mit einbezogen werden.
Man kann schließlich kein Jagdhund halten und dann das Jagen als Problemverhalten bezeichnen.
Natürlich darf der Hund nicht jagen – aber er ist dafür gemacht. Er sieht kein Fehlverhalten! Er tut das, was er kann und was er seinen Anlagen nach für das Überleben braucht. Zwar ist jeder Hund individuell, aber einige Veranlagungen gibt es doch.
Dies sind ein paar Punkte, die bei Anschaffung und Haltung eines Hundes unbedingt beachtet werden sollten!
Man muss als Halter dafür sorgen, dass die Jagdmotivation entsprechend kontrolliert wird, mit artgemässer Beschäftigung
Manche Rassen zeigen eine stärkere Veranlagung für aggressives Verhalten oder eine geringere Stresstoleranz und sind daher weniger für trubelige Familien geeignet.
Bei Bellfreudigen Rassen sollten wir schon darauf achten, dass der Hund nicht alles und jeden kommentieren muss.
Das heisst, bei der Auswahl Ihres Hundes sollten Sie wirklich wählerisch sein.
Auch Mischlinge tragen das Erbe Ihrer Vorfahren in sich, schauen Sie also genau hin.
Ein Hund handelt immer für sich selbst
Dein Hund handelt nicht bewusst gegen dich. Nie. Er handelt für sich.
Wenn er Verhalten zeigt, was du nicht möchtest, dann hat er immer einen Grund dafür.
Vielleicht hat er noch nicht genau verstanden, was du von ihm möchtest.
Oder er kennt die Aufgabenstellung, kann sie aber aktuell nicht umsetzen, weil er ein anderes Problem hat, was ihn davon abhält.
Der Hund, der an der Leine zieht wie ein irrer. Er tut das nicht, um dir den Arm rauszuziehen. Entweder hat er das Prinzip Leine noch gar nicht richtig verstanden, oder er ist aktuell einfach nicht in der Lage es umzusetzen. Weil er zu aufgeregt ist.
Vielleicht sind so viele Ablenkungen, dass er sich nicht mehr konzentrieren kann.
Er versteht Dein handeln nicht, weil du dich anders verhältst als auf dem übungsplatz.
Weil ihm der Rücken weh tut, wenn er langsam läuft.
es gibt so viele mögliche Gründe dafür.
Der Hund, der in Hundebegegnungen aussieht, wie ein kleines Monster, der macht das auch nicht, weil er dich mal so richtig ärgern will und weil er dich damit so richtig gut auf die Palme bringt. Er rastet auch nicht aus, weil es ihm Spaß macht. Er tut das, weil er ein echtes Problem mit der Begegnung hat und so überfordert damit ist, dass er keinen anderen Ausweg mehr sieht. Menschen, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, verhalten sich ähnlich..
Der Hund, der auf alle möglichen Geräusche bellend reagiert, tut das nicht, weil er sich so gerne Bellen hört. Sondern, weil Bellen seine aktuelle Reaktion auf solche Reize ist. Die Geräusche lösen irgendein Gefühl in ihm aus, dass ihm unangenehm ist. Und der Hund versucht, eine Lösung dafür zu finden.
Es läuft – egal bei welchem Problem – immer auf dasselbe hinaus. Dein Hund hat ein echtes (kein erfundenes oder übertriebenes) Problem, was in dem Moment solche Gefühle in ihm auslöst, das er versucht eine Lösung zu finden, um die Situation zu verändern.
Dein Hund ist kein Problemhund. Dein Hund ist ein toller Hund, dem es in manchen Situationen schwerfällt Lösungen zu finden, die auch in der Menschenwelt akzeptabel sind. Gib Dir und Deinem Hund Zeit.

Ändern wir unsere Gedanken ändern wir den Hund
Wir sind leider sehr auf Probleme konzentriert anstelle auf dem Bild was alles geklappt hat.
Damit du unterwegs nicht die Nerven verlierst und euer Leben mit den Baustellen genießen kannst schreibe ich Dir meine Tricks auf.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass viele Gedanken nicht die Wahrheit sind und das ich ändern kann, was ich denke. Zum Beispiel:
Mein Hund wird das wohl nie lernen
Alle anderen in der Hundeschule können das schon. Nur meiner nicht.
Hundebegegnung, nichts als Ärger mit diesem Hund.
Die Leute denken bestimmt, ich hab hier gar nichts im Griff
Kennst du solche Gedanken? Die helfen dir im Training mit deinem Hund nicht weiter.
Sie wirken wie ein Seil der Euch der euch an Ort und Stelle festhält.
Glaube nicht alles, was du denkst
Unser Gehirn sagt uns, gefährlich ist alles Neue und alles, was wiederholt mit schlechten Gefühlen auftritt. Das bringt uns nicht weiter, nicht im Alltag mit dem Hund.
Im Alltag greift dein Hirn aber auf dieselben Mechanismen zurück. In bunten Farben zeigt es uns was noch gar nicht gut läuft. Das sorgt dafür, dass unser Blick auf den Hund ganz schnell von wenigen Herausforderungen getrübt wird.
Obwohl das Bellen des Hundes objektiv gesehen nur 2 Minuten des Tages in Anspruch nimmt, legen wir einen großen Fokus darauf.
Obwohl doofe Begegnungen, die du nicht souverän lösen kannst, faktisch nur 3x die Woche auftreten, ist es das, was dir als Erstes einfällt, wenn dich Jemand fragt, wie es mit deinem Hund läuft.
Anstatt all die Erfolge aufzuzählen, die du in den letzten Wochen, Monaten und Jahren mit deinem Hund schon erreicht hast, fallen dir die Dinge ein, die aktuell nicht gut laufen.
Es ist hilfreich, deinen Fokus zu ändern, damit Du aus einer entspannteren Stimmung heraus mit dem Hund in schwierige Momente gehen kannst. Wie das geht?
Was hat heute schon gut geklappt?
Beantworte dir mal ganz spontan die Frage:
Was sind 2 (3,5,10,…) Dinge, die heute mit deinem Hund schon richtig gut funktioniert haben?
Fallen dir schnell Dinge ein, oder musst du ein bisschen länger überlegen?
Das ist dir schwer gefallen? Das liegt nicht daran, dass wenig Gutes passiert.
Sondern daran, dass du nicht gewohnt bist, den Fokus auf die guten Dinge zu legen.
Denk an die Zeit zurück, in der dein Hund bei dir eingezogen ist und stelle folgende Fragen:
Was kann er heute, was damals noch völlig neu für ihn war?
Welche Abläufe in eurem Alltag musstest du damals erst neu erklären, die heute wie selbstverständlich von allein laufen?
Gab es Dinge, vor denen er Angst hatte, die heute zum Alltag gehören?
Wie war das, wenn ihr spazieren gegangen seid?
Wie ist es beim Autofahren/ in öffentlichen Verkehrsmitteln?
Ich wette, wenn du weiter in Erinnerungen schwelgst, fallen dir jede Menge Dinge auf, die dein Hund heute schon absolut selbstverständlich kann, die früher eine Herausforderung für euch waren.
Trainiere dein Gehirn um
Je öfter du dich fragst, was gut läuft, desto leichter wird es dir fallen.
Und dann wirst du auch in den schwierigen Momenten schnell sehen, wo sich ein kleiner Erfolg einstellt.
Es ist völlig egal, ob Jemand von außen, das als Erfolg sehen würde.
Es sind die kleinen Schritte, die nachhaltig dafür sorge tragen, dass sich ein Verhalten ändert.
Und ich wette, dann wirst du Veränderungen in deinem Umgang mit deinem Hund merken.
Situationen die besser laufen werden, und Du wirst deinen Hund mit anderem Verständnis sehen.
Möglicherweise kannst du dich schon in der Situation daran erinnern, dass dein Hund kein Verhalten zeigt, um dich zu ärgern, sondern, dass er dann einfach nicht anders kann.
Und dann versuche die Anspannung nach einer doofen Situation wieder abzuschütteln und sage Dir selbst: Nächstes Mal geh'ts besser.
Es wird dir Auffallen, wenn das mal nicht gelingt. Wenn du ungeduldig wirst und deine Gedanken sich an ihren alten Geschichten fest einhaken. Du wirst merken: Ok, ich bin heute auch nicht gut drauf. Schrauben wir die Anforderungen an uns doch mal etwas herunter für heute.
Der wichtigste Gedanke, der mir hilft gut mit solchen Situationen umzugehen ist:
Wenn er es anders machen KÖNNTE, dann würde er es TUN.
Aber da er es nicht macht, KANN er es wohl gerade nicht.
Wenn ich Heute nicht gut drauf bin, muss ich es auch nicht besser machen wollen
dann haben wir halt eine Trainingspause, und tun was uns guttut. Einfach so.
Verhaltensstörungen bei Hunden: Fazit
Wenn Ihr Hund auffälliges oder störendes Verhalten zeigt, holen Sie sich frühzeitig Unterstützung bei qualifiziertem Personal.
So können sich Verhaltensstörungen möglichst gar nicht erst entwickeln.
Ihr Hund hat bereits eine Verhaltensstörung? Dann gibt es verschiedene therapeutische Ansätze, die einzeln oder in Kombination zu einer starken Verbesserung der Situation führen können.
Zitat von Rita Kampmann
Ein „Problemhund“ ist keine Schande,
sondern eine große Chance an sich selber zu wachsen!
Denn dann wird der sogenannte „Problemhund“
plötzlich zum „Seelenhund“!
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